Das Gelbe vom Ei für Brunos

Andy Barmettler ist Herr über 11’000 Hühner. Der innovative Geflügelzüchter über seine langjährige Partnerschaft mit Brunos, erfolgreiche Pionierprojekte und die zuverlässige Pünktlichkeit seiner wichtigsten Mitarbeiterinnen.

Andy Barmettler klopft an die Holztür, wartet einen Moment und öffnet sie dann vorsichtig. Neugierig recken die Hühner ihre Hälse aus dem Stall. «Das mache ich immer so. Dann wissen die Hühner, dass jemand kommt», erklärt der passionierte Geflügellandwirt den amüsierten Besuchern. In sechs Ställen in Ennetmoos und Stalden bewirtschaftet der Nidwaldner einen Geflügelbetrieb mit insgesamt 9300 Legehennen und 2000 Aufzuchthühnern. «Hühner haben mich schon als Kind fasziniert. Deshalb habe ich nicht Bauer gelernt, sondern Geflügelzüchter.» 2005 hat er den Betrieb von seinen Eltern übernommen, die ihrerseits 1975 mit der Geflügelzucht in Ergänzung zum Landwirtschaftsbetrieb begonnen haben. Seitdem haben sich die Haltungsvorschriften massiv verändert. Doch der Betrieb der Familie Barmettler war den Entwicklungen immer ein paar Schritte voraus. Mit der Umstellung auf Freilandhaltung lancierten die Barmettlers als Pionierbetrieb in Zusammenarbeit mit Coop Mitte der 1990er-Jahre das Naturafarm-Ei. Die neuen Haltungsmöglichkeiten weckten auch das Interesse von Verhaltensforschern, die die Hühnerschar auf dem Aegerten-Hof in Ennetmoos mehrere Tage studierten.

Wenn Andy Barmettler die Besucher durch den Betrieb führt, ist offensichtlich, dass hier glückliche Hühner zuhause sind. «Sie brauchen gute Versorgung, gutes Futter, frisches Wasser, gute Luft, genügend Platz und am besten Leute, die gerne mit ihnen arbeiten. Das ist letztlich nicht anders als bei uns Menschen», erklärt der ausgebildete Geflügelzuchtmeister. Unterstützt wird Andy Barmettler im Familienbetrieb mit der 7-Tage-Woche von seiner Frau Sibylle sowie seinen drei Brüdern: Sibylle arbeitet im Büro und kümmert sich zudem um die Geschenkartikel. Dominik ist zuständig für den Aufschlag der sogenannten Nebensorten-Eier, deren Ei-Flüssigkeit pasteurisiert und an Brunos geliefert wird. Erwin kümmert sich um die Hühner und Ivo ist zuständig für den Aussen- und Lieferdienst. Als grösster Eierproduzent in Ob- und Nidwalden setzt die Familie Barmettler auch auf ein Pionierprojekt mit Straussen für die Fleischproduktion. Aus den Eiern fertigen sie Lampen und aus den Häuten soll zukünftig Leder gewonnen werden. Dazu bietet der Hof in der Mittel-Aegerten Führungen und Apéros an – sowie eine breite Palette an Produkten wie Eierkirsch-Truffes, Straussenei-Meringues und Erdbeer-Eierkirsch-Konfitüre.

Der Arbeitstag beginnt für Andy Barmettler jeweils um 7 Uhr. Gut eine halbe Stunde später legen die ersten Hühner ihre Eier. Gegen 9 Uhr haben alle Hühner – mit Ausnahme von ein paar wenigen Nachzüglerinnen – ihr Leg-Tagwerk getan. Die Pünktlichkeit der gefiederten Mitarbeiterinnen hängt mit der Lichtsteuerung im Stall zusammen. Nach achtstündiger Ruhezeit wird es um 3 Uhr morgens hell im Stall und die Eierproduktion beginnt.

Im Lauf des Vormittags werden von Hand die Eier ausgenommen, geprüft, sortiert und verpackt. Dazu folgen Kontrollgänge durch die Ställe, um den Gesundheitszustand der Tiere zu überprüfen und um zu schauen, ob die Versorgung mit Futter, Wasser und Frischluft stimmt. Die Ställe werden ausgemistet und die frischen Eier mit dem «Eggspress» ausgeliefert. Zur Kundschaft gehören neben Brunos verschiedene Detaillisten, Gastrobetriebe und Bäckereien in Ob- und Nidwalden.

«Der Mix aus kleinen und grossen Eiern ist entscheidend für die richtige Konsistenz der Salatsauce.»
Andy Barmettler

Die Zusammenarbeit mit Brunos währt nun schon über zwei Jahrzehnte. Andys Vater belieferte schon das Restaurant Sand mit frischen Eiern. Noch heute basiert die Zusammenarbeit auf Handschlag. «Brunos ist für uns überlebenswichtig», bilanziert Andy Barmettler. Der ganze Betrieb sei darauf ausgerichtet. Das Wachstum in den vergangenen Jahrzehnten sei «zu 80 Prozent» Brunos zu verdanken. Angefangen hätten sie mit einem 28-Liter-Kessel zur Pasteurisierung der Eimasse. Schon bald reichte selbst der 60-Liter-Kessel nicht mehr aus, um die steigende Nachfrage zu befriedigen. «Auch mit dem 120-Liter-Pasteur haben wir die Eier immer noch von Hand aufgeschlagen. Selbst am Samstag und Sonntag, fast Tag und Nacht. Für einen Liter Eimasse braucht es etwa 20 Eier. Unsere Mutter hatte vom Eier aufschlagen schon fast Unterarme wie Oberschenkel.» Das Familienunternehmen stand an einem Scheideweg: «Entweder gross investieren oder aussteigen.» Man entschied sich, das Risiko einzugehen, baute Räume um und kaufte eine automatische Eieraufschlag-Maschine und einen 500-Liter-Kessel für die Pasteurisierung. «Wir sagten uns: Jetzt kann der Bruno bestellen und loslegen. Wir sind bereit», erinnert sich Andy Barmettler lachend. Doch nach fünf Jahren war auch diese Anlage zu klein. Heute läuft der Pasteurisierungsvorgang über zwei 1000-Liter-Kessel. «Der Mix aus kleinen und grossen Eiern ist entscheidend für die richtige Konsistenz der Salatsauce. Denn das Eigelb ist das Bindemittel.»

«Unsere Mutter hatte vom Eier aufschlagen schon fast Unterarme wie Oberschenkel.»
Andy Barmettler

Die Ei-Qualität lasse sich gut aus dem Zustand der Schale und der Grösse ablesen. «Man sieht schnell, ob es dem Huhn gut geht oder es einen Mangel hat.» So legt er grossen Wert auf das Tierwohl und bietet seinen Hühnern in der Freiland- und Loggia-Haltung grosszügige Stallungen und Auslaufmöglichkeiten an. Schliesslich sind sie seine wichtigsten Mitarbeiterinnen.

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