In Rothenburg trifft sich die Kürbis-Welt

Die Familie Bühlmann baut für Brunos Herbst-Spezialität Kürbisse an. Weshalb die Erntehelfer gute Fussball-Torhüter wären, was Lakota-Indianer mit dem Familienbetrieb zu tun haben und was Kürbisse besser können als Menschen.

Orange. Gelb. Grün. In allen prächtigen Farbtönen leuchtet der Vorplatz zwischen Haus und Stall im Bürlimoos in Rothenberg. Jedes Jahr im Herbst wird der Bauernhof der Familie Bühlmann zum Kürbishof. Die Gewächse in allen erdenklichen Formen tragen Namen wie Champion, Racer, Sweet Mama, Baby Boo oder heissen ganz exquisit Pink Jumbo Banana. «Wir haben sicher 300, vermutlich aber eher gegen 350 Kürbisssorten in der Ausstellung», schätzt Walter Bühlmann. Zusammen mit seiner Frau Trudy und dem jüngsten Sohn Tobias betreibt er den 11-Hektar-Landwirtschaftsbetrieb als Generationengemeinschaft. Rund 50 Milchkühe und über 400 Mastschweine werden hier täglich versorgt. Dazu gibt es eine eigene Hofmetzg, geführt vom ältesten Sohn Walti junior. Und eben das alljährliche Kürbisfest, das jeweils am letzten September-Wochenende mehrere Tausende Besucher auf den idyllischen Hof zieht. Angefangen vor zwei Jahrzehnten mit gut einem Dutzend Helfer und rund 20 Kürbissorten, sind heute für die Kürbisausstellung mit Marktständen aus der ganzen Schweiz, Labyrinth und Kinderattraktionen über 80 Leute im Einsatz. Der Hof Bürlimoos ist an diesen zwei Tagen im Ausnahmezustand.

Seit einigen Jahren bezieht Brunos seine Kürbisse für die Saisonspezialität «Kürbis & Marroni» vom Bauernhof in Rothenburg. Trudy und Walter Bühlmann erinnern sich: Über ihren Messeauftritt an der Luga kamen sie in Kontakt mit Bruno Arnold. Einige Jahre später meldete er sich telefonisch. Er hätte da eine Idee für eine neue Salatsauce mit Kürbis. Wenig später liess sich Bruno in die Geheimnisse der Frucht – die eigentlich eine Beere ist – einweihen, nahm einige der empfohlenen Sorten mit und tüftelte an der Rezeptur. Doch so einfach war die Verarbeitung nicht. Der Kürbis erwies sich als divenhafte Zutat. Liess man ihn nach dem Kochen zu lange stehen, wurde das erwärmte Mus schnell ranzig und ungeniessbar. Eine Sorte in der engeren Auswahl erwies sich in der Konsistenz als zu wässerig, eine andere war zu mehlig. Mit reichlich Geduld und unterstützt vom Wissen der Bühlmanns gelang es Bruno Arnold dann doch, das Erfolgsrezept für diese Spezialsauce zu finden.

Die Bühlmanns bauen Jahr für Jahr auf 2,5 bis 3 Hektaren Kürbisse an. Verteilt auf drei oder vier Felder in der Region, damit allfällige Hagelschäden nicht auf einmal die ganze Ernte zunichtemachen. Die Anbauflächen sind gepachtet von anderen Bauern, die das Feld von Frühling bis im Spätherbst für den Kürbisanbau überlassen. Alle fünf Jahre wird das Feld wieder genutzt, damit sich in der Zwischenzeit der Boden wieder mit Nährstoffen anreichern und das schnelle Wachstum der Kürbisse begünstigen kann. Das Blattwerk wird nach der Ernte zerkleinert und als Gründüngung dem Erdreich zugeführt.

«Jeden Kürbis nehmen wir fünf- bis sechsmal in die Hände.»
Walter Bühlmann

Die Arbeit ist vom Anbau bis zur Ernte Familiensache – und Handarbeit. «Jeden Kürbis nehmen wir fünf- bis sechsmal in die Hände», sagt Walter Bühlmann. Aus aller Welt treffen im Frühling die Kürbissamen in Couverts und Paketen auf dem Bürlimoos ein. Aus Europa, Nord- und Südamerika, sogar aus China, Japan und Australien. Eine Sorte, die Trudy Bühlmann wegen der ausgeprägten Farbenpracht besonders am Herzen liegt, stammt aus einem Indianerreservat der Lakota in den USA. «Auch eine brasilianische Sorte haben wir schon zweimal gesetzt. Aber bislang hat das nichts gegeben. Dem ist es hier wohl zu kalt», schmunzelt Walter Bühlmann.

Im April beginnt die grosse Arbeit: 14’000 Kürbissamen setzen die Bühlmanns in mit Pikiererde gefüllte 12er-Blockschalen. Von Hand. Zu Dritt. In nur zwei Tagen. Im Folientunnel spriessen die Samen und wachsen zu zarten Pflänzchen. Mitte Mai pflanzen vier bis fünf Personen die Setzlinge aufs Feld. Auch diese Arbeit von Hand. Danach wird das Feld mit Vlies zugedeckt, damit die Setzlinge vor Frost geschützt sind. Mitte Juni wird das Vlies entfernt bevor der Kürbis in den kommenden zwei Monaten zu voller Grösse heranwächst. «Dieses schnelle Wachstum in dieser kurzen Zeit ist beeindruckend. Wenn man es mit den Menschen vergleicht, wird der Kürbis in nur 60 Tagen erwachsen», so Walter Bühlmann. Ende August können bereits die ersten Sorten geerntet werden. Auch hier wiederum liegt die Arbeit sprichwörtlich in den Händen von lediglich vier bis fünf Familienmitgliedern. Zwei nehmen die Kürbisse vom Boden auf und werfen die stattlichen Exemplare den anderen Erntehelfern zu, die sie dann in bester Torhütermanier einige Meter entfernt auffangen und in die bereitgestellten Holzboxen legen. Treff- und Fangsicherheit ist ein Muss. Sonst gibts Mus.

Von Ende September bis Ende Oktober erntet die Familie Bühlmann im Wochentakt die Kürbisse für Brunos. Insgesamt bis zu 17 Tonnen. Nach der Ernte werden die 5 bis 15 Kilogramm schweren Kürbisse gewaschen, mit einem Lieferwagen abgeholt und in Sarnen direkt und frisch verarbeitet. «Brunos ist ein toller Kunde», sagt Walter Bühlmann. «Das Familienunternehmen hat einen sehr guten Namen und setzt stark auf Regionalität. Das schätzen wir als Produzenten.»

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